0:00: Ich heiße sie Willkommen zum kleinen Finale dieser EM! Sowohl Niederlande als auch Ukraine teilen ein Ziel: die gestrige Niederlage wieder gut machen und sich den dritten Platz schnappen. Und eines längst kein Geheimnis mehr: die beiden Teams kennen sich gut und haben sich hervorragend auf den Gegner eingestellt!

3:00: Witalij Karetnikov erkämpft sich das Leder am eigenen Sechzehner und leitet mit einem langen Ball den Gegenangriff ein. Die Kick-and-Rush-Devise ist nicht mehr zu verleugnen. Zu überhastet. Aloysius Sweger dürfte ihm da noch irgendetwas zugerufen haben, was ihn völlig aus dem Konzept gebracht hat. Der Ball landet im Seitenout. Ein deftiger Wortwechsel ist die Folge. Guus Helbert schreitet ein und hält die Streithähne auseinander.

12:50: Einwurf durch Serguey Zuibimov. Yuri Iltchenko nimmt den Ball an und ist voller Tatendrang. Der Trainer fordert weite Bälle nach vorne. Stattdessen spielt er aber erstmal kurz zu Sergeij Yegupov ab. Der läuft wenige Schritte, gibt an Serguey Zuibimov weiter und der spielt den Ball hoch in den gegnerischen Sechzehner. Gabe Vanderwerff und Aloysius Sweger haben da zu lasch attackiert. Serguey Zuibimov gewinnt das Kopfballduell gegen Ferry Bosch und verlängert ideal. Aleksey Rybin kommt fünf Meter vor dem Tor zum Ball setzt zum Lupfer an. Gillis Debaere bleibt jedoch in seinem Gehäuse und fängt den Ball ohne Mühe.

21:36: Ukraine hat den Ball. Yuri Iltchenko läuft zwei Schritte mit dem Ball und schießt ihn anschließend mit entschlossener Miene hoch und weit nach vorne. Das schmeckt dem Trainer. Yegor Gorshkov weniger, er wäre frei gestanden. Technisch versiert stoppt Garri Golovkin den Ball - und das unter starker Bedrängnis. Kettenhund Ferry Bosch lässt ihm keinen Zentimeter Raum. Es gelingt ihm aber, seinen Gegenspieler und Ferry Bosch abzuschütteln. Sofort sucht er den schnellen Weg in Richtung Tor. Geht da was? An der Strafraumgrenze angekommen, legt er für Aleksey Rybin quer, der sofort abzieht, das Tor aber deutlich verfehlt.

24:42: Niederlande setzt alles auf eine Karte. Janko De Geus macht von hinten Dampf und dirigiert seine Kollegen nach vorne. Totale Offensive lautet die Devise. Er gibt erstmal an Janko De Geus ab, der gerade noch in heftige Diskussionen mit dem Trainer verwickelt war. Er fackelt nicht lange und schießt den Ball gezielt nach vorne. Guus Helbert setzt sich unter Bedrängnis von Witalij Karetnikov durch und zieht sofort in den Strafraum ein. Mein lieber Mann, so einen Antritt möchte ich haben. Querpass zur Mitte! Guus Helbert stoppt den Ball und hält dann sofort drauf. Nicolay Kuptchenko bringt seine Fingerspitzen gerade noch hinter den Ball und rettet!

31:51: Ferry Bosch dribbelt in die gegnerische Hälfte und bedient Gabe Vanderwerff, der am Flügel lauert. Serguey Zuibimov stellt, nett formuliert, nicht die größte Hürde dar. Der Ballführende hat viel Platz, weil sich Serguey Zuibimov scheinbar nicht zuständig fühlt, macht aber zum Unverständnis des Publikums gar nichts daraus und spielt sofort zu Ferry Bosch ab. Der wirkt schon wesentlich entschlossener und wechselt erstmal die Seite. Anco Papin nimmt perfekt an und ist nicht zu stoppen. Wenn das eine Attacke sein soll, was Yuri Iltchenko da praktiziert, na dann gute Nacht Ukraine. Schöne Flanke. Cees Plas probiert's via Seitfallzieher, trifft den Ball aber nicht korrekt. Eine leichte Übung für Nicolay Kuptchenko, der den Ball fangen kann.

32:33: Unglaublich, mit welcher Begeisterung die Fans dabei sind, ich verstehe mein eigenes Wort nicht mehr. Wenn das die beiden Mannschaften nicht in die Offensive treibt, dann weiß ich auch nicht.

42:35: Aleksey Rybin tritt Lei Van Bruggen genau auf den großen Onkel, ein schmerzverzerrtes Gesicht und - so vermute ich mal - ein blauer Zeh sind die Folgen. Der Referee zeigt Aleksey Rybin den gelben Karton.

45:00: Halbzeit

46:58: Der Trainer nimmt Serguey Zuibimov vom Platz. Anatoly Rzaev heißt der neue Mann im Spiel. Bringt er neuen Schwung rein?

47:30: Yegor Gorshkovs Füße wirken bereits schwer wie Blei, der Trainer nimmt ihn vom Feld. Andrei Tyurin wärmt schon eine ganze Weile auf und kommt nun endlich zu seinem Einsatz.

50:27: Dieser Wechsel hat sich angekündigt, Yuri Iltchenko verlässt den Platz. Konstantin Istomin heißt der neue Akteur, der sich in der verbleibenden Spielzeit für die Startelf empfehlen kann.

50:58: Witalij Karetnikov wird der Ball vom eigenen Schlussmann zugerollt. Sofort versucht er, die Kugel gezielt nach vorne zu bringen. Guus Helbert und Cees Plas können ihn daran nicht wirklich hindern, das Duo wirkt etwas behäbig. Er gibt erstmal an Anatoly Rzaev ab. Dieser setzt zum Seitenwechsel an. Wasili Ipatiev steht auf dem Flügel völlig ungedeckt und kriegt den Ball. Tolle Aktion. Aleksey Rybin stünde nun völlig frei, doch er entscheidet sich für eine präzise Flanke auf den ersten Pfosten. Ruslan Blinov kommt an den Ball, wird aber zu Fall gebracht. Der Schiri lässt weiterspielen. Tormann Gillis Debaere schnappt sich sofort den Ball. Ukraine ist stinksauer! Die Stimmung im Stadion ist am Siedepunkt.

57:24: Wieder Ukraine. Witalij Karetnikov nimmt Risiko und marschiert durch die Mitte. Sein Trainer hält sich bereits die Augen zu. Zwei Niederlande-Akteure, darunter der unterirdische Ferry Bosch lässt er ganz alt aussehen, ehe er den Ball zu Gennadi Jidkova abgibt. Der blickt kurz auf und spielt einen Doppelpass mit Wasili Ipatiev. Aleksey Rybin und Garri Golovkin stehen völlig frei, er entscheidet sich aber für den Direktschuss. Keeper Gillis Debaere lässt nur abklatschen. Ein Fehler mit Folgen. Aleksey Rybin ist am schnellsten beim Ball und muss nur noch einschieben - Tor!

63:58: Ukraine setzt auf Direktspiel, vielleicht klappt's jetzt. Andrei Tyurin führt den Ball quer über den Platz und passt erstmal zu Wasili Ipatiev. Dieser hat 30 Meter vor dem gegnerischen Kasten viel Raum und nützt ihn auch. Enge Manndeckung ist das nicht, was Aloysius Sweger und Lei Van Bruggen da praktizieren. Gutes Auge. Aus dem Fußgelenk kommt der Lupfer über Ferry Bosch zu Aleksey Rybin, der den Ball gekonnt mitnimmt und sofort aufblickt. Konstantin Istomin steht alleine vor dem Tor, kriegt den Ball, schlägt aber ein Luftloch. Gillis Debaere eilt sofort heraus und begräbt das Spielgerät unter sich. Die Niederlande-Fans jubeln dem Unglücksraben höhnisch zu. Dieser muss erstmal verdauen, welch einen Sitzer er da gerade ausgelassen hat.

66:11: Das ist selbst für die Hartgesottenen unter uns nicht leicht anzusehen. Guus Helbert springt Sergeij Yegupov mit gestreckten Beinen gegen das Schienbein. Sergeij Yegupov hat nun die Möglichkeit, den Freistoß zu verwandeln. Der Ball liegt etwa 25 Meter vor dem Kasten - unmöglich ist der nicht. Er läuft an und versucht's mit Gewalt. Der Ball geht genau in die Mitte des Gehäuses, der Tormann kann gerade noch wegfausten.

73:37: Dieser Wechsel hat sich angekündigt, Janko De Geus verlässt den Platz. Neu ins Spiel kommt Menno Bronk.

74:13: Der Trainer nimmt Ferry Bosch vom Platz. Kristan Vas wärmt schon eine ganze Weile auf und kommt nun endlich zu seinem Einsatz.

76:44: Der Trainer nimmt Jurriën Staten vom Platz. Anco Barben soll nun neuen Elan in die Begegnung bringen.

78:35: Kristan Vas entledigt sich seiner Klette - sie hört auf den Namen Aleksey Rybin - und marschiert aufs gegnerische Tor zu. Auf den Seiten wäre viel Platz. Er passt den Ball nochmal auf den Flügel hinaus. Kristan Vas spielt seine Schnelligkeit aus und lässt Witalij Karetnikov und Andrei Tyurin einfach stehen. Schöne Flanke zur Mitte. Anco Papin stoppt den Ball mit der Brust, danach kommt es zu einem Getümmel am Elfer-Punkt. Witalij Karetnikov haut total daneben. Plötzlich ist der Ball im Tor! Erst in der zweiten Einstellung wird klar, dass Guus Helbert der Schütze dieses kuriosen Treffers ist.

81:35: Eifer, Einsatz und Ernsthaftigkeit haben einen Namen: Lei Van Bruggen.

86:20: Niederlande setzt auf Flügelspiel. Gabe Vanderwerff kriegt das Leder von Cees Plas und startet einen Angriffsversuch über die rechte Seite. Kristof Wellens führt jetzt den Ball, Witalij Karetnikov attackiert lange Zeit zu lasch. Als er endlich beim Mann ist, ist das Leder schon wieder bei Cees Plas. Sofort kommt der Steilpass in den Strafraum. Witalij Karetnikov ist zu langsam. Auch Konstantin Istomin kommt nicht heran. Anco Papin erläuft die Kugel noch und spielt sie blind zur Mitte. Anco Papin kommt völlig freistehend zum Ball. Nicolay Kuptchenko kommt jedoch blitzschnell aus seinem Kasten und verkürzt somit den Winkel - mit Erfolg!

88:36: Wieder kommt Niederlande über die Seite. Gabe Vanderwerff erkämpft sich den Ball an der Mittellinie und spielt das Leder erstmal zu Kristan Vas auf die Flanke hinaus. Dieser geht erstmal die Linie entlang. Witalij Karetnikov schläft. Doppelpass mit Gabe Vanderwerff, jetzt hätte er Platz. Kurze Flanke zur Mitte. Anco Papin verlängert mit dem Kopf zu Guus Helbert. Der stoppt erstmal den Ball. So eine Chance kommt so schnell nicht wieder. Mach was daraus, Junge. Ablage für Menno Bronk, der das lange Eck anvisiert. Nicolay Kuptchenko hechtet aber hin und faustet den Ball gerade noch weg.

90:00: 90 Minuten sind absolviert, trotzdem sind wir bislang kein bisschen schlauer aus diesem Kräftemessen geworden. Eine Verlängerung muss also her. Jetzt gilt es, die Nerven zu bewahren und den inneren Schweinehund zu überwinden, um das Turnier zu gewinnen.

95:02: Kristan Vas kriegt den Ball vom Keeper zugerollt und weiß im ersten Moment nicht so recht, was er damit anfangen soll. Er gibt erstmal an Kristof Wellens ab, der schon wesentlich entschlossener wirkt und den Ball, mühelos an Andrei Tyurin vorbei, in die gegnerische Hälfte führt. Anco Barben schaltet sich ebenfalls in die Offensive ein. Weite Flanke an die Strafraumgrenze. Anco Papin setzt sich gegen Andrei Tyurin durch und verlängert mit dem Hinterkopf. Auch Ruslan Blinov schaut teilnahmslos zu. Guus Helbert hechtet zehn Meter vor dem Tor in den Ball und versenkt diesen via Flugkopfball! Herrlich gemacht! Trotzdem sah der nicht unhaltbar aus.

96:45: Mittlerweile wird von den Niederlande-Fans jede Fehlaktion der Gäste höhnisch bejubelt - die Höchststrafe für jeden Kicker.

98:44: Kristof Wellens stellt Ruslan Blinov in der eigenen Hälfte ein Bein, der Schiedsrichter hat's gesehen und reagiert sofort. Ruslan Blinov tritt zum Freistoß an. Der Ball liegt etwa 18 Meter vor dem gegnerischen Gehäuse. Entschlossener Blick beim Schützen. Scharfer Schuss ins lange Eck - knapp vorbei. Der gegnerische Tormann wäre aber wohl noch dran gewesen, wäre der Ball aufs Tor gegangen.

105:00: Halbzeit der Verlängerung

108:26: Andrei Tyurin wird der Ball vom eigenen Schlussmann zugerollt. Sofort versucht er, die Kugel gezielt nach vorne zu bringen. Guus Helbert und Kristof Wellens können ihn daran nicht wirklich hindern, das Duo wirkt etwas behäbig. Er will das Spiel schnell machen, sein Passversuch ist aber zu ungenau und landet im Seitenaus. Verzeihung, aber diese Situation hätte wohl sogar ich besser lösen können.

111:38: Mittels klassischer Blutgrätsche reißt Anatoly Rzaev sein Gegenüber Cees Plas unsanft zu Boden - hoffentlich ist da nichts Schlimmeres passiert. Anatoly Rzaev sieht die Rote Karte! Der Übeltäter verlässt unter heftigen Protesten seiner Mitspieler den Platz.

120:00: Ein Spiel dauert 90 Minuten. Manchmal auch 92, und heute hat's überhaupt 120 Minuten gebraucht, bis ein Sieger feststand. [MH] ringt die Gäste nach einem langen Kampf mit 2:1 nieder. Die Spieler der einen Seite liegen sich in den Armen, jene der anderen kauern am Boden. In diesem kleinen Finale wurde wirklich verbissen um jeden Meter gekämpft, einen Verlierer hatte es eigentlich nicht verdient. Ich verabschiede mich und hoffe, wir lesen uns bei der nächsten EM wieder - schönen Abend!